Krokofantenküsse by Sven Ulrich

Krokofantenküsse by Sven Ulrich

Autor:Sven Ulrich [Ulrich, Sven]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644496019
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-07-30T16:00:00+00:00


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17. Paula

«Das hätte ich dir gleich sagen können», war Wiebkes knapper Kommentar zu Paulas Erlebnis mit dem Ex. Und als sie sah, wie niedergeschlagen Paula war, fügte sie hinzu: «Sieh es mal von der positiven Seite. Der Kerl ist ein Arsch, und jetzt hast du es endlich auch eingesehen.»

Es war sieben Uhr morgens. Wiebke war gerade von ihrer Nachtschicht zurück und hatte eine verheulte Paula am Frühstückstisch vorgefunden, die noch immer nicht glauben konnte, wie sehr sie sich in Julius getäuscht hatte.

«Aber ich …», stammelte sie. «Ich meine … stell dir doch mal vor: Julius hat quasi die Kündigung für die Mirabellen geschrieben. Mein Julius.»

«Es ist schon lange nicht mehr dein Julius. Wahrscheinlich war er es nie. Der Vollhonk.»

Paula starrte Wiebke fassungslos an.

«Ich hatte also doch recht», sagte diese schließlich seufzend.

«Womit hattest du recht?»

«Dass du gehofft hast, ihr kommt wieder zusammen.»

«Das ist nicht wahr», stieß Paula kläglich hervor.

«Mädchen, Mädchen.»

Wiebke streichelte ihrer Freundin sanft über den Kopf.

«Was mache ich denn jetzt?», fragte diese mit belegter Stimme. «Ich …», sie traute sich kaum es auszusprechen. «Julius war meine letzte Chance.»

Wiebke sah sie stirnrunzelnd an.

«Wegen der Kita, meine ich.»

Eine gallige Form der Übelkeit stieg in ihr hoch. Vielleicht waren die letzten Tage doch etwas zu viel für sie gewesen.

«Wie viel Zeit hast du denn noch?», fragte Wiebke sanft und verkniff sich ein Gähnen.

«Heute ist Donnerstag. Am Montag entscheidet der Senat», rechnete Paula nach. «Na ja, noch knapp vier Tage.»

Selbst Wiebke schien für einen Moment geschockt, riss sich aber zusammen. «Pass auf, Süße.»

Sie kniete sich nieder und sah Paula fest in die Augen. «Lass mich erst mal ausschlafen, dann setzen wir uns heute Abend zusammen und denken uns was aus, okay?»

Dann ist es schon zu spät, dachte Paula. Andererseits: Was sollte sie machen? Sie nickte gehorsam und rang sich ein Lächeln ab.

«Danke.»

«Du weißt ja: Das erste Spiel ist das schwerste. Aber das nächste ist genauso schlimm», schmunzelte Wiebke.

Wieder nickte Paula tapfer, dann rieb sich ihre Freundin die Augen und stand auf. Paula fiel etwas ein.

«Wie war es denn noch mit Heiner?»

Das Augenreiben hörte sofort auf.

«Was meinst du damit?»

«Ihr habt doch bestimmt miteinander geredet. Auf der Arbeit, meine ich.»

«Jaja, war ganz okay.»

Etwas in ihrer Stimme ließ Paula aufhorchen.

«Darf ich dich mal was fragen?»

Ein entschiedenes Kopfschütteln war die Antwort.

«Du darfst aber nicht wütend werden.»

«Hallo, ist jemand bei dir zu Hause? Kopfschütteln heißt nein. N-E-I-N.»

«Hast du dich vielleicht in Heiner verliebt? Ist das mehr als eine Affäre?»

Für eine Millisekunde schien Wiebke ertappt. «Quatsch mit Soße», sagte sie, aber es klang nicht sehr überzeugend.

Plötzlich war es still in der Küche.

«Warum fragst du so was Dämliches?»

Paula zuckte nur mit den Schultern. Sie wusste es auch nicht.

«Weiß nicht. Tut mir leid», sagte sie schwach. «Es war eine blödsinnige Frage. Vergiss es einfach.»

Entschuldigend sah sie ihre schwangere Freundin an. «Ich glaube, ich bin einfach … müde», sagte sie.

«Du bist lustig! Ich komme von der Nachtschicht, habe keine Sekunde geschlafen, aber müde bin nicht ich, sondern du.»

«Stimmt. Doof von mir.»

Sie lächelte schwach. Wiebke runzelte die Stirn und nahm dann Paulas Kinn spielerisch drohend zwischen die Finger.



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